Sonntag, 27. Dezember 2020

Die letzten Tage im merkwürdigen Jahr 2020....

 Es sind die letzten Tage des Jahres, an das wir bestimmt noch zurückdenken und uns davon erzählen werden.

Es gibt ja öfter Jahre in jedem Menschenleben, die als Meilensteine im Gedächtnis bleiben: der Schulbeginn, der Schulaustritt, die Abschlußklasse, das Maturajahr, die erste Hochzeit, das Geburtsjahr der Kinder...

Aber diese Jahre erlebt jeder individuell verschieden.

Das Jahr 2020 hat uns jedoch gemeinsam erwischt. Wir hatten zur gleichen Zeit die gleichen Sorgen, Ängste und Freuden. Wir mußten zur gleichen Zeit zu Hause bleiben und durften zur gleichen Zeit auf Urlaub fahren (nicht wie sonst aufgeteilt übers ganze Jahr) - kein Wunder, dass es da Gedränge gab.

Wir durften nur einige Wochen im Sommer in Gastgärten sitzen - den Rest des Jahres mußten wir uns selbst versorgen und ernähren. Wir mußten sogar kochen lernen. Tausende Mütter wurden stundenlang am Telefon um Kochrezepte gequält: "Du Mutti, eine Suppe, wie lang muß die denn...?"

Manche fürchteten sogar den Total-Engpass und begannen, das eigene Brot zu backen. Und da solch eine Furcht schnell um sich greift, und jeder denkt, er wäre der Einzige mit dieser guten Idee, war plötzlich im ganzen Land Mehl und Germ Mangelware.

Zum Thema Klopapier waren wir uns auch schnell einig: wir werden ohne da stehen!! Und dann? Ohne Vorräte sind wir verloren!

Ganz viele Sorgen und Ängste hatten wir in diesem Jahr gleich und die meisten von uns sind an die gleichen Grenzen gestossen. Wir haben uns alle um unsere Kinder und um unsere Eltern und Großeltern gesorgt.

Und da meine ich nicht nur uns - in Österreich. Da meine ich: alle. Wirklich einmal ALLE. Alle zugleich auf der Welt hatten die gleichen Probleme, Ängste, Sorgen, Kranken und Toten.....

Am Anfang des Jahres dachte ich noch naiv: die weltweite elementare Prüfung wird uns klar vor Augen halten, was ohnehin jeder wissen sollte: wir sitzen alle im gleichen Boot - äh, auf dieser Kugel im All, wir sind alle eins. Von der Geburt bis zum Tod. Nichts unterscheidet uns.

Jetzt, am Ende des Jahres weiß ich: nichts haben wir gelernt. Es bleibt alles beim Alten. Wir wurschteln einfach weiter und verdrängen die Angst vor der nächsten Katastrophe, die ganz sicher kommt, denn gelernt und geändert haben wir nichts, wir wollen nur zur bequemen Ausgangslage zurück, sonst nichts.

Dass diese bequeme Ausgangslage uns das alles erst eingebrockt hat und ganz sicher kein Zukunftsmodell mehr ist, ist uns noch nicht klar geworden.

Aber vielleicht beim nächsten Mal.

Bis dahin können wir ja Brot backen.