Sonntag, 27. Dezember 2020

Die letzten Tage im merkwürdigen Jahr 2020....

 Es sind die letzten Tage des Jahres, an das wir bestimmt noch zurückdenken und uns davon erzählen werden.

Es gibt ja öfter Jahre in jedem Menschenleben, die als Meilensteine im Gedächtnis bleiben: der Schulbeginn, der Schulaustritt, die Abschlußklasse, das Maturajahr, die erste Hochzeit, das Geburtsjahr der Kinder...

Aber diese Jahre erlebt jeder individuell verschieden.

Das Jahr 2020 hat uns jedoch gemeinsam erwischt. Wir hatten zur gleichen Zeit die gleichen Sorgen, Ängste und Freuden. Wir mußten zur gleichen Zeit zu Hause bleiben und durften zur gleichen Zeit auf Urlaub fahren (nicht wie sonst aufgeteilt übers ganze Jahr) - kein Wunder, dass es da Gedränge gab.

Wir durften nur einige Wochen im Sommer in Gastgärten sitzen - den Rest des Jahres mußten wir uns selbst versorgen und ernähren. Wir mußten sogar kochen lernen. Tausende Mütter wurden stundenlang am Telefon um Kochrezepte gequält: "Du Mutti, eine Suppe, wie lang muß die denn...?"

Manche fürchteten sogar den Total-Engpass und begannen, das eigene Brot zu backen. Und da solch eine Furcht schnell um sich greift, und jeder denkt, er wäre der Einzige mit dieser guten Idee, war plötzlich im ganzen Land Mehl und Germ Mangelware.

Zum Thema Klopapier waren wir uns auch schnell einig: wir werden ohne da stehen!! Und dann? Ohne Vorräte sind wir verloren!

Ganz viele Sorgen und Ängste hatten wir in diesem Jahr gleich und die meisten von uns sind an die gleichen Grenzen gestossen. Wir haben uns alle um unsere Kinder und um unsere Eltern und Großeltern gesorgt.

Und da meine ich nicht nur uns - in Österreich. Da meine ich: alle. Wirklich einmal ALLE. Alle zugleich auf der Welt hatten die gleichen Probleme, Ängste, Sorgen, Kranken und Toten.....

Am Anfang des Jahres dachte ich noch naiv: die weltweite elementare Prüfung wird uns klar vor Augen halten, was ohnehin jeder wissen sollte: wir sitzen alle im gleichen Boot - äh, auf dieser Kugel im All, wir sind alle eins. Von der Geburt bis zum Tod. Nichts unterscheidet uns.

Jetzt, am Ende des Jahres weiß ich: nichts haben wir gelernt. Es bleibt alles beim Alten. Wir wurschteln einfach weiter und verdrängen die Angst vor der nächsten Katastrophe, die ganz sicher kommt, denn gelernt und geändert haben wir nichts, wir wollen nur zur bequemen Ausgangslage zurück, sonst nichts.

Dass diese bequeme Ausgangslage uns das alles erst eingebrockt hat und ganz sicher kein Zukunftsmodell mehr ist, ist uns noch nicht klar geworden.

Aber vielleicht beim nächsten Mal.

Bis dahin können wir ja Brot backen.


Montag, 19. Oktober 2020

Es kommt immer anders....

Eigentlich wollten wir heuer unsere Terrasse erneuern und dann auch noch einen Sommergarten bauen. 

Erstens, um nicht immer alle Pflanzen von drinnen nach draußen und umgekehrt tragen zu müssen. Einige von denen sind inzwischen so groß geworden und haben auch immer größere Pflanzentöpfe bekommen, dass wir sie schon fast nicht mehr schleppen können...

Und zweitens, um einen zusätzlichen Raum zu bekommen, den man in der Jahreszeit, wenn es nicht ganz kalt und nicht ganz warm und nicht ganz trocken ist, dennoch benützen kann um in der Sonne zu sitzen.

Nun, dann kam Corona, der Lockdown und noch einiges andere - jedenfalls verschob sich die Planung (von der Ausführung rede ich erst gar nicht) immer weiter nach hinten.

Okay, das geht sich also heuer nicht mehr aus, aber nächstes Jahr fangen wir dann an und dafür können wir jetzt ganz gemütlich Pläne und Vorbereitungen machen.....ja....

Dann aber hatte ich auf der Heimfahrt vom Einkaufen einen Auffahrunfall: der Autobus wollte aus der Station fahren, ich mußte stehenbleiben und mein Hintermann hat das nicht mitgekriegt...

Entweder, weil er sowieso zu knapp hinter mir her fuhr, oder weil er gerade eine SMS tippte? Ich weiß es nicht.

Mir ist jedenfalls nichts passiert, aber mein Auto hat eine häßliche Narbe.

Im Grunde keine weltbewegende Geschichte, der andere Autofahrer, ein junger Mann, benahm sich auch normal und ruhig und trotzdem: ich war sehr nervös und aus der Ruhe gebracht und einige Tage hing mir das Erlebnis noch nach....

Ein paar Tage später bemerkten wir im Keller einen Wasserfleck an der Decke, genau unter unserer Duschkabine. Was heißt: die Duschkabine muß weg und das darunter liegende Leck muß repariert werden. Und da das ganze Badezimmer sowieso schon etwas in die Jahre gekommen ist, ist das jetzt natürlich die Gelegenheit ( die ich gern noch 2 bis 3 Jahre hinausgezögert hätte), gleich das ganze Badezimmer zu erneuern und zu verändern, was mich stört oder was ich brauche. Denn den Dreck und das Durcheinander tu ich mir nicht zweimal an!

Also geschieht jetzt alles gleichzeitig: der Plan des Sommergartens mit Kostenvoranschlagseinholungen, die Versicherungs- und Reperaturgeschichte mit meinem Auto und die Planung des neuen Badezimmers....

Wenn Ihr eine Dame unbestimmten Alters kopfschüttelnd und leise vor sich hin fluchend mit Handy und losen Zetteln in der Hand in irgendeinem Baumarkt, Fliesendorf oder Möbelhaus trefft, könnt Ihr mir gern winken oder beruhigend auf die Schulter klopfen. 

Mein MNS ist übrigens schwarz.

Neue Lage...

Ein Monat ist nach unserer Krankheit vergangen und hier noch Bemerkungen dazu:

Erstens muß ich berichtigen, dass der Krankheitsausbruch nicht 12 Tage, sondern exakt 5 Tage nach Infektion erfolgt ist. Nachdem,was wir inzwischen erfahren haben, hat sich der Beatman erst bei der 2. Bandprobe angesteckt. Und ich dann anscheinend 2 Tage später...

Unser K1, der Musiker, der die ganze Band angesteckt hat, ist inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen.

Er erzählt, dass er zwar Fieber und starken Husten, aber keine Lungenprobleme hatte.

Sein Hauptproblem war der Kreislauf und der Blutdruck, der sich fortwährend in niedrigsten und höchsten Bereichen auf und ab bewegte. Er war völlig unfähig, sich alleine zu versorgen. Er war nicht einmal fähig, aufzustehen oder sich zu bewegen. Insgesamt war er drei Wochen im Spital.

Wir haben nun die Krankheit überstanden, ich würde uns als gesund bezeichnen.

Trotzdem sind wir nicht ganz fit, irgendetwas ist anders als zuvor, auch wenn ich es jetzt nicht benennen kann. Es ist ein Stückchen mehr Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Konzentrationsmangel als sonst - so als wären wir schneller gealtert, hätten ein Jahr übersprungen.

Trotzdem: wir sind froh, das ganz gut hinter uns gebracht zu haben und hoffen, dass es dabei bleibt und wir das nicht noch einmal durchmachen müssen ( wer weiß das schon?) und hoffen vor allem, dass unsere Mütter, die schon betagt sind, davon verschont bleiben und tun alles dafür, um sie nicht zu gefährden.

 


Donnerstag, 17. September 2020

Corona - was Sie darüber vielleicht wissen wollen...

Da ich davon ausgehe, dass über kurz oder lang mehrere von Euch mit dieser Krankheit in Berührung kommen werde, hier meine persönlichen Erkenntnisse und auch ein paar Tips.

Als erstes: jede Infektion ist anders und jeder Körper ist anders und bewältigt es unterschiedlich.

Als Beispiel: der Musiker, der es an meinen Mann und in weiterer Folge an mich weitergegeben hat, ist sehr schwer erkrankt und war nun 3 Wochen lang in Spitalsbehandlung und dort auch auf der Intensivstation. Viel mehr wissen wir zur Zeit nicht, weil wir von ihm nur kurze SMS erhielten. Darüber kann ich vielleicht später mehr erzählen...

Bei uns aber waren die Krankheitssymptome zwar scheußlich, unangenehm und sehr anstrengend - aber doch deutlich milder und nicht lebensbedrohlich. Langzeitfolgen derzeit natürlich noch unbekannt.

Unser beider Symptome liefen (zeitversetzt) sehr ähnlich ab:

Zuerst Unwohlsein, Husten, Benommenheit und Fieber. Die ersten 4 Tage konnten wir uns nur minimal bewegen, nicht lange stehen, wir fühlten uns ständig schwach und schwindlig. An manchen Tagen fühlte man sich morgens ein bißchen besser, dafür konnte es ein paar Stunden später schon wieder schlechter gehen.

Wir haben ständig unser Fieber gemessen ( das bei mir zwischen Untertemperatur und Fieber bis zu 38,5° hin und her pendelte).

Hier gleich mein erster Tip: aus einer früheren Krankheit, in der ich lange täglich meine Temperatur kontrolliert habe, weiß ich, dass meine normale Körpertemperatur unter 36° liegt - meistens 35,8° ( ja, das gibts!)

Daher: schaut mal, wie das bei Euch ist. Denn dann sind 39° schon bedrohlich...

Ein Zeichen: wenn mir kalt wurde und ich fröstelte - war das Fieber gestiegen.

Wenn das Fieber etwas höher war, war auch der Puls höher - ich hörte in den ersten Nächten dauernd mein Herz klopfen ( sehr unangenehm - aber das ist normal). Das Fieber tut ja an sich Gutes: es tötet die Keime. Deshalb wollte ich es auch nicht gleich immer unterdrücken - aber zu hoch soll es auch nicht werden, deshalb haben wir uns mit Mexalen, Aspirin C, Grippostad C, Boxagrippal und Pakemed geholfen (Natürlich nicht alles!!! Meinem Mann hilft eher Pakemed, mir Boxagrippal - man muß sich schon für EINES entscheiden. Mischen darf man nicht! Sowenig wie möglich natürlich!)

Etwas erhöht (also nicht ganz flach) im Bett liegen, ist auch besser und leichter beim atmen.

Nach einigen Tagen war dann auch der Geruchsinn und danach der Geschmackssinn weg. Man muß sich dann wirklich an das Ablaufdatum der Nahrungsmittel halten, denn ob verdorben oder nicht, hätte ich nicht feststellen können.

Das einzige, was ich unterscheiden konnte, war süß oder sauer, sonst nichts! Am ehesten noch geschmacksreich war Obst. Alles andere haben wir nur gegessen, weil wir wußten, wir MÜSSEN essen.

Dazu merkwürdig: vor der Krankheit hatte ich nie Hungergefühle, die waren anscheinend abtrainiert, weil ich halt eh gerne esse... ich war höchstens ein bißchen müde oder hatte ein flaues Gefühl und ich konnte den ganzen Tag auch ohne Essen aushalten...

Jetzt aber während der Krankheit, wenn man nicht vom Appetit regiert wird, setzt pünktlich nach ein paar Stunden ein derart wölfisches Hungergefühl ein, dass ich so schnell wie möglich hunderte Kalorien hineinschlingen muß - egal was! 

Von Benommenheit und schwammigem Gefühl hab ich schon gesprochen: man steht eigentlich die ganze Zeit neben sich...als mein Mann ins Spital mußte, war es uns fast nicht möglich, eine Tasche sinnvoll zu packen. Es wäre daher durchaus sinnvoll, schon vorher ein kleines Täschchen für alle Fälle herzurichten ( ich habe in der ersten Woche eine da stehen gehabt - denn das Fieber kann plötzlich steigen und dann kann man nicht mehr)

Die Kontrolle des Körpers und des Gefühls ist wichtig, denn es kann sich rasant ändern und dann scheut Euch nicht, den Notarzt oder die Rettung zu rufen, damit Euch geholfen wird.

Und als letzter Tip: besorgt Euch 3-4 Fieberthermometer ( damit halt jeder in der Familie seinen eigenen hat) und ein Blutdruckmeßgerät. Im Fall des Falles hilft es zumindest zur Beruhigung, dass alles im grün-gelben Ampelbereich liegt... 

 

Corona - die Selbsterfahrung

 Wir haben es zuerst gewußt (oder besser: geahnt)- und erst danach gespürt: es hat uns erwischt!

Nach einer Bandprobe, bei der sich 6 Musiker, die sich gut kennen, in einem unbelüfteten Proberaum, der auch von anderen benützt wird, getroffen haben und 4 Stunden geprobt haben und dies eine Woche später wiederholt haben, wurden die Musiker 3 Tage nach der zweiten Probe informiert, dass einer der Musiker erkrankt sei und etwas später, dass er Corona-positiv sei und ins Spital gebracht wurde.

Unter diesen Musikern: mein Mann und meine Tochter.

Das schlug bei allen natürlich ein, wie eine Bombe und es war allen sofort klar: alle 6 sind höchstwahrscheinlich infiziert worden und haben wahrscheinlich zumindest ihre mit ihnen lebenden Familienmitglieder infiziert.

Jeder hat sich danach sofort von sich aus in Heimquarantäne begeben und sich (soweit das möglich war) räumlich von seiner Familie getrennt. Alle haben (auf verschiedene Arten) danach getrachtet, so schnell wie möglich getestet zu werden.

Von diesen 6 Musikern waren (wie sich später herausstellte) nur 2 nicht infiziert.

Bei meinem Mann begannen 12 Tage nach der wahrscheinlichen Ansteckung die Symptome:

Husten, Abgeschlagenheit und Fieber. Es war ein Freitag, er rief die Nummer 1450 an, erklärte die Situation (Bandprobe, 6 Menschen, einer positiv) und bat, getestet zu werden. Dies wurde zugesagt (in den nächsten 3 Tagen).

Er beschloß, im Wohnzimmer zu schlafen, ich ging ins Schlafzimmer.

Jeder von uns beiden mit je einem Fieberthermometer, mit dem wir stündlich unsere Temperatur überprüften und jeder mit dem Handy neben sich.

In der Nacht von Freitag auf Samstag verschlechterte sich sein Zustand rapide, das Fieber stieg auf 38,9° und sein Blutdruck erhöhte sich und der Kreislauf spielte verrückt. Er rief mich auf dem Handy an und bat mich, die Rettung zu holen.

Die Rettung kam nach ca. 10 Minuten, die Sanitäter zogen sich die Schutzkleidung an, kamen ins Haus und befragten ihn nach Einzelheiten,maßen Fieber, Blutdruck und Sauerstoffsättigung und überprüften den Herzrhythmus. Es wurde beschlossen,ihn in das nächstgelegene Spital zu bringen.

Er kam ins SMZ Ost (Donauspital) in ein Iso-Zimmer, dort wurde er untersucht und sofort ein Test gemacht, dessen Ergebnis nach 2 Stunden Covid-19 positiv ergab.

Nach allen Untersuchungen stand aber bald fest, dass sein Allgemeinzustand gut genug war, um ihn wieder nach Hause zu entlassen. Auf seine Frage nach der Behandlung meinte der Arzt: es gibt nichts, als die Symptome zu bekämpfen: also Fieber senken, schlafen, trinken, nicht anstrengen - der Körper muß da alleine durch.

So wurde er mit der Rettung (im Schutzanzug) wieder nach Hause gebracht.

Am Samstag habe ich nochmal bei 1450 angerufen und nachdem mein Mann positiv war, wurde auch mir ein Test zugesagt, am Dienstag darauf wurde auch ich getestet ( da hatte ich aber bereits die ähnlichen Symptome) und erhielt 3 Tage später telefonisch mitgeteilt, dass ich ebenfalls positiv sei, dass ein Contact tracing veranlasst würde (wurde nie gemacht) und dass ich ebenso wie mein Mann bis auf weiteres in Quarantäne sei ( bis heute habe ich nichts schriftlich erhalten und weiß auch nicht, wann die Quarantäne aus war - aber nach 17 Tagen nehme ich das halt mal an...)

Weder mein Mann noch ich wurden nach unseren Kontakten befragt (obwohl er mehrmals diese Bandprobe erwähnte), andere Musikerkollegen mussten aber doch eine Namensliste abgeben. Durch die rein telefonisch abgewickelte Information gab es wohl auch einige Hörfehler bei E-Mail-Adressen, Wohnadressen und Telefonnnummern.

Die Mitarbeiter bei 1450 und auch bei der MA15 waren alle insgesamt sehr nett, freundlich und bemüht - aber leider logistisch völlig überfordert. In der Datenbank sind wichtige Informationen nicht abrufbar und werden zB nicht unter der VSNR zusammengefaßt - die Nummer, unter der in Österreich aber ALLES läuft, so weit ich weiß.

Nun, genug vom zeitlichen und behördlichen Verlauf, der, wie ich gerade feststelle, sehr schwierig ist, verständlich wiederzugeben...liegt aber vielleicht an der Krankheit...

Kommen wir zu den persönlichen Zustandsbeschreibungen und Beobachtungen, die für Euch vielleicht interessant und hilfreich sind...

Es geht weiter im nächsten Beitrag.....

 

Mittwoch, 15. April 2020

Zwischendurch...

Eigentlich war ich auf der Suche nach Minen für meinen Parker Kugelschreiber, den ich seit den 1990ern (! Ich habe den echt seit 30 Jahren ???) verwende.
Diese habe ich natürlich nicht gefunden, dafür aber 6 leere Brillenetuis...Kann ich natürlich jetzt auch nicht wegwerfen - sind noch tadellos...(JA! Ich schüttele eh den Kopf über mich, aber was soll ich machen, ich kann´s einfach nicht.)
Aber das wollte ich gar nicht erzählen, sondern das, was ich sonst noch fand:
Ein sehr altes Mäppchen, in dem ich früher Visitenkarten, Fotos und kleine Merkzettelchen mit mir herumgetragen habe...Eine Fundgrube!
Ein Brief mit einem selbstgedichteten langen Gedicht von meiner Freundin Karin, das sie mir damals schrieb, als ich gefährlich krank im Spital lag. Ein so zartes, herzenswarmes Gedicht mit so viel Hoffnung und Zuversicht - von dieser sonst so rauen, spöttischen Distel - ich weiß bis heute nicht, wodurch ich mir die Freundschaft dieser tollen, wunderbaren Frau verdient habe...
Ich bin damals wunderbarerweise mit dem Leben davon gekommen - die Karin ist vor einigen Jahren schrecklicherweise an einer ähnlichen Krankheit gestorben...

Und noch etwas habe ich gefunden: einen Brief an mich selbst, in dem ich mir überlegt habe, meinen damaligen Mann zu verlassen. Ein Hin und Her der Gedanken, ein Dokument der Trauer, des schlechten Gewissens, der inneren Zerrissenheit, der Verzweiflung und der Einsamkeit.
Ich habe eine Für und Wider Liste angelegt, und wenn ich das jetzt heute so lese, sehe ich, wie schwer das "Warum" in Worte zu fassen war.
Von diesem Brief, den ich auch ungefähr zur Zeit meiner Krankheit geschrieben habe, bis zum endgültigen Entschluss, wegzugehen sind dann noch ungefähr fünf Jahre vergangen...
Und ich finde es im Nachhinein ein bißchen schade um diese fünf Jahre und frage mich: what took you so long?
Denn: die Angst, das eigene Leben zu versäumen und die Neugierde auf alles, das sonst noch passieren kann (und passiert IST) - war dann doch größer, als Sicherheitsdenken und Mitleid.
Wer weiß, was alles noch geschehen wäre, wenn ich den Sprung schon früher geschafft hätte und zur rechten Zeit am rechten Platz gewesen wäre...
Egal. Es ist passiert, wie es passiert ist.
Aber heute denke ich mir: es ist schon gut, wenn man sich alles zweimal überlegt, einen Plan macht und sich bemüht, nicht ungerecht und unfair zu sein - dennoch: allzu lang überlegt ist schad um die Zeit - und was haben wir wirklich außer dem einzigen und wichtigen: unserer Lebenszeit?



Danke, dass Ihr meine Gedanken und Geschichten lest.
Wenn Ihr dazu etwas bemerken wollt: unten steht ein Feld "Keine Kommentare". Das ist ein bißchen irreführend... Wenn Ihr das anklickt, öffnet sich ein Kommentarfenster...


Dienstag, 14. April 2020

Leben in Zeiten von Corona 4

Die einen haben sich gerade daran gewöhnt, nur mehr zu Hause zu sein, allein, mit dem Partner, oder auch noch den eigenen Kindern oder Geschwistern und finden Geschmack daran.
Sie stehen später auf (die Daten der Wasserwerke bestätigen das), sie kochen und essen mehr, sie lesen mehr, sie putzen ihre eigene Wohnung mehr. Dafür rasieren oder schminken sie sich weniger. Die optische Außenwirkung verliert etwas an Bedeutung.
Mit dem Aufsetzen einer Maske beim Einkaufen ist das Make-up darunter ja wirklich wirkungslos...
Frauen flechten sich Zöpfe aus dem langgewachsenen Haar, oder sie greifen beherzt selbst zur Schere und entdecken die Freude an der individuellen Frisur, die sonst wirklich keine andere Frau trägt.
Männer lassen sich erleichtert Bärte wachsen und kraulen sie gedankenverloren beim Zeitunglesen und stellen fest, wie sehr das die Konzentrationsfähigkeit steigert.

Die anderen aber werden von Tag zu Tag unruhiger in ihrer Isolation. Es wurde ihnen seit frühester Kindheit eingelernt, dass man immer etwas zu tun hat, dass man Leistung zu erbringen hat und dass man rostet, wenn man rastet.
Unruhig blicken sie sich zu Hause um und denken:"Man sollte doch was tun. Tu doch was. Jetzt hast Du Zeit. Was könnte man bloß tun?"
Und ihr Blick fällt auf die Zimmerpflanzen, die da auch nur rumstehen und nichts machen. Und die Bilder an der Wand, die da Jahr und Tag hängen. Und die Tapete dahinter, die da auch schon jahrelang klebt. Und dann fällt ihnen auf, dass der Lack an der Tür hier und da abblättert und die Klinke irgendwie schief hängt....
Und als am Abend via TV verkündet wird, dass ab nächstem Tag die Ausgangsbeschränkungen gelockert und verschiedene Geschäfte wieder geöffnet werden dürfen - da kommt aber Leben in die Bude!
Eine Einkaufsliste wird erstellt und gleich frühmorgens um 7h geht es los zum Baumarkt: man braucht unbedingt 3 Säcke Erde, um die Pflanzen umzutopfen, neue Bilderrahmen, ein paar Rollen Tapeten, Farblack für die Türe und Schrauben für die Klinke, und der Rest findet sich dann schon...
Beim Baumarkt angekommen stellt man fest, dass hunderte andere die gleiche Idee hatten und außerdem auch viel zu früh da sind, weil der Markt erst 40 Minuten später als sonst öffnet.
Aber jetzt hat man sich schon so darauf gefreut, endlich wieder etwas tun zu können, da kehrt man jetzt auch nicht einfach wieder um!
Man stellt sich geduldig in die Schlange, man hätte sonst diesen Vormittag eh sonst nichts zu tun, und wartet halt, bis die 70 Leute vor einem und man selbst eintreten darf in den Tempel der Wünsche und man sich endlich, endlich wieder Arbeit heimschleppen darf!

Und so merkwürdig das auch ist, irgendwie ist es auch schön. Es ist schön zu sehen, dass der Mensch ohne Arbeit nicht glücklich ist. Der Mensch arbeitet gern. Das tut er schon als Kind.
Und das ist der Beweis dafür, dass auch bei einem BGE (bedingungslosen Grundeinkommen) die Menschen nicht faul daheim herumsitzen würden, sondern sich mit Lust und Freude und je nach Begabung, Arbeit suchen und finden würden!

Sie müssten es nicht unbedingt alle am gleichen Tag zur gleichen Uhrzeit tun - aber das ist schon wieder eine andere Geschichte...

Montag, 13. April 2020

Leben in Zeiten von Corona 3

Viele Musiker haben in den letzten Tagen auf Facebook oder auf Twitter ihre Quarantäne Songs veröffentlicht und viele haben mir dabei sehr gut gefallen.
Einen möchte ich hier sogar herausgreifen und Euch empfehlen: auf der FB Seite von MONTI BETON hat Toni Matosic mit seinen Kindern jeden Tag einen Song live performt und abgesehen von der sympathischen Ausstrahlung bin ich von der professionellen Musikalität der beiden Söhne beeindruckt: ich weiß, wieviel Arbeit beim Einstudieren eines Songs dahinter steckt und das jeden Tag so unfallfrei live über die Bühne zu bringen und Spaß dabei zu haben: vollen Respekt von mir!!

Für uns war diese Möglichkeit der Präsentation von Anfang an eigentlich nicht so unser Ding, und auf einen Zug aufzuhüpfen, den momentan alle fahren, auch nicht so unseres...
Außerdem war uns diese "Ruhepause von allem" eigentlich auch gar nicht so unwillkommen - ein Rückzug in unser eigenes Refugium ohne Einflüsse von außen hat uns sehr gut getan.
Nur so kommt man auch wieder mal zu sich selbst und zu den Dingen, die man selber tun will und schon lange vorhatte und die nicht durch Aufträge von außen kommen.
Dennoch hat sich eine Melodie aus unserer Erinnerung und wohl auch durch Assoziation herangeschlängelt und uns so lange als Ohrwurm gequält, dass wir beschlossen haben: die muß jetzt raus!
Ein sehr alter Song, der so viel Mut, Zuversicht, Vertrauen und Stärke ausstrahlt, dass es uns ein Anliegen ist, ihn hier auch zu teilen.
Wie bei vielen Dingen gilt auch hier: dies geht vorbei. Je besser wir alle zusammenarbeiten und zusammenhelfen, umso besser wird es für uns alle vorbeigehen und dann:
"We´ll meet again"!




Freitag, 3. April 2020

Leben in Zeiten von Corona 2

Wenn der Trubel plötzlich vorbei ist und man auf einmal mehr mit sich selbst und den eigenen Gedanken beschäftigt ist, ist das ja einigen so sehr unangenehm, dass sie sich verzweifelt Ideen und Anregungen von außen, vom Internet oder aus Zeitschriften erwarten, was sie denn jetzt allein mit sich selber oder der eigenen Familie anstellen können.
Man weiß es nicht mehr selbst, was man tun könnte und kommt auf die abstrusesten Ideen, wie man in Facebook, Twitter und Instagram sehen kann. Teilweise sehr witzig, weil übertrieben, aber teilweise auch traurig oder zumindest merkwürdig...
Ich gebe schon zu, auch ich hab manchmal ein Gefühl der Antriebslosigkeit und der Sinnlosigkeit....aber langweilig, langweilig war mir echt noch nie.
Ich hab eher das Gefühl: Du solltest doch was machen, mach was, Du kannst doch nicht nur so nutzlos herumsitzen..
So als ob ich mir selbst nicht erlauben könnte, einmal im Leben wirklich NICHTS zu tun zu haben, nichts tun zu MÜSSEN.
Zu tun gibt es natürlich immer was. Wenn man etwas tun will, dann findet man was.
Man kann seine Kleidung durchsehen, ausmisten, abgerissene Knöpfe annähen, die Wintergarderobe auf Sommergarderobe umräumen (vorher werden wirs nicht brauchen), das Gleiche mit den Schuhen, die kann man dabei auch gleich putzen. Man kann sein Auto mal innen gründlich putzen, aussaugen und alle Scheiben blitzeblank reiben. Man kann seine Küchengewürze nach Haltbarkeitsdatum durchsehen und erfahrungsgemäß die Hälfte erschüttert in den Müll schmeissen (hab ich wirklich seit 2016 keinen Kümmel mehr verwendet?). Man kann seine Bücher durchsehen, abstauben (das nächste erschütternde Aha-Erlebnis) und 4,5 Stöße aussortieren und für eine spätere Spendenabgabe bei der Caritas vorbereiten. Die restlichen Bücher nach dem Alphabet oder der Farbe oder der Größe nach sortieren.
Ich will Euch nicht länger damit langweilen, aber Ihr seht schon: man könnte eine Menge tun.
Man MUSS es aber auch nicht.
Man darf sich auch mal einen Tag freigeben. Ganz selbstständig und frei.
Oder sich mit Lust eine dieser oder anderer Tätigkeiten aussuchen. Nur eine.
Diese dann mit Lust und Freude ausführen. Wie ein Spiel.
Letztendlich haben wir auch als Kinder ähnliche Spiele mit Ernsthaftigkeit gespielt, könnt Ihr Euch erinnern? Sand in das Küberl, festklopfen, dann umdrehen und langsam den Kübel abziehen, den Turm eine Minute lang zufrieden anschauen und dann mit der Schaufel wieder flachklopfen...
Und wenn wir dann mit dieser einen, freiwillig ausgesuchten Tätigkeit fertig sind, dürfen wir mit uns zufrieden sein und einmal nichts tun. Nichts tun. Und die Freiheit spüren. Ein paar Momente.

In einigen Wochen oder längstens ein paar Monaten werden wir wieder mitten im Trubel sein, im Dauerlauf hin und hergehetzt werden, werden dicht gedrängt in der U-Bahn stehen oder mit dem Auto im stinkenden Stau.
Und dann, in manchen Momenten werden wir uns erinnern:
an diese Zeit, in der alles so ruhig und still war, dass wir plötzlich wieder Vogelgezwitscher und Bienensummen gehört haben und wir werden uns erinnern an die Zeit, in der wir frei unsere Beschäftigung über Tage hinweg gewählt haben und an die Momente, in denen wir einfach nichts getan haben. Einfach nichts. Nur uns selbst gespürt.

Donnerstag, 2. April 2020

Leben in Zeiten von Corona 1

Hätte uns das jemand vor 4 Wochen erzählt:
"Ganz Österreich wird stillstehen. Die meisten Geschäfte werden nicht aufsperren. Kein Restaurant, kein Wirtshaus, keine Bar, kein Beisl, kein Tschocherl wird offen sein..."
Wir hätten über diesen Blödsinn nur mit der Achsel gezuckt. Gibts ja nicht.
Damals haben wir nämlich noch erregt darüber gestritten, ob es hinnehmbar ist, dass man in Gaststätten nur mehr draußen im Freien rauchen darf.
"Was für eine Freiheitsberaubung und Entmündigung der Bürger", wurde getobt.

Jetzt, ein paar Wochen später, wären die meisten froh, wenn sie wenigstens im Freien im 2 Meter Abstand voneinander im Wirtshausgarten sitzen dürften.
Und die Wirten, die vorher über den geringen Umsatz wegen des Rauchverbotes geklagt haben, was wären die jetzt froh, wenn sie wenigstens offen und ein paar Tische besetzt haben dürften!
Wie schnell sich unsere Probleme von gestern relativieren können...
Wir haben jetzt andere Sorgen.

Hoffentlich merken wir uns ein paar Dinge für später, wenn dann alles wieder beim Alten ist:
welches Thema ist danach wirklich nicht mehr "der Rede wert"?