Mittwoch, 21. September 2016

Kleine Reise nach Italien - das einfache Leben

Nach der ersten Nacht - etwas ungewohnt wegen der Geräusche aus umliegenden Zimmern und von benachbarten Balkonen - wir sind so enges Zusammenwohnen nicht mehr so gewohnt - wanderten wir zum Strand und stellten erfreut fest, dass wir unseren Platz in der ersten Reihe fußfrei mit unverstelltem Blick aufs Meer hatten!
Rechts von uns eine junge italienische Mutter und ihre drei kleinen wunderschönen Kinder - links von uns döste eine ältere Dame.
Die Dame döste nicht länger:
Schirm aufspannen, Betten und Liegestuhl in die richtige Position rücken, Badetücher ausbreiten (nein, der Beatman will kein Badetuch!), das Wetter, das Frühstück, die Aussicht fabelhaft finden, die Sonnencreme, Sonnenbrille und das Buch herauskramen (nein, der Beatman will keine Sonnencreme!) - der Beatman geht jetzt sofort ins Wasser ! Mit der Luftmatratze !
Die ältere Dame und ich sahen ihm nach, wie er beschwingt mit seiner Luftmatratze über den Strand tänzelte.
Sie: mit gerunzelter Stirn.
Ich: gerührt schmunzelnd. Er ist doch nur ein hochaufgeschossener 5-jähriger mit Brustbehaarung....

Es wurde ruhig in der ersten Reihe. Die italienischen Kinder unterhielten sich leise, der Kleinste grub mit seinem Schäufelchen im Sand, der Größere las ein Buch (!), das Mädchen ließ sich von der Mama eincremen und den Zopf binden.
Um es kurz zu machen:
die italienischen Kinder waren natürlich nicht immer nur beschaulich still und brav, es gab auch mal Krach, Streit und Tränen. Aber die Mama ließ das nicht einfach so geschehen, sondern sie griff ein, ermahnte sie, beschäftigte sich mit ihnen, spielte mit ihnen, ließ sie aber auch mal längere Zeit sich selbst überlassen und las in seitenlangen Skripten - und auch die größeren beiden Kinder lasen oft eine Stunde lang ( obwohl sie noch nicht gut lesen konnten, was ich beim laut vorlesen für den kleineren Bruder feststellen konnte). Es war jedenfalls erstaunlich zu sehen, wie angenehm und ohne sich zu stören, man in so enger Nachbarschaft mit kleinen, lebhaften Kindern die Tage verbringen kann....
Und auch bei uns legte sich die aufgekratzte Aufregung nach dem ersten Tag - die Dame neben uns hatte keinen Grund zur Klage: wir kamen bald ins Gespräch: sie war eine geborene Kärntnerin, die aber nun schon lange in Deutschland lebt. Sie erkannte uns schnell als Wiener und war anfangs etwas zurückhaltend.
Als ihre Tochter und der Enkelsohn aber nachmittags dazukamen, und wir rasch unsere Meinung über die nicht so schöne Seite des "goldenen Wienerherzens" klarmachten und eine spöttische Darbietung über den groben Wiener Dialekt vorspielten, waren wir schnell ein Herz und eine Seele und auch von den umliegenden Strandliegen kam kichernder Applaus.
Und so vergingen gemütliche Tage: man verbrachte ruhige Stunden am Strand, man döste, man las, man ging ins lauwarme, funkelnde, schunkelnde Meer schwimmen, man lag stundenlang schweigend da und blickte zufrieden lächelnd aufs Meer, man antwortete den Strandhändlern hundertmal :"No, grazie,no!" und abends ging man sich duschen, zog sich das am Vortag erstandene, umwerfend schicke Teil an und bummelte in die Stadt, um neue unwiderstehliche Schuhe, Tops, Jeans, Gürtel oder Taschen zu finden und zu kaufen.
Ohne es zu merken lief man da an einem Abend leicht 3-4 km! Also nicht ganz ohne es zu merken, aber man merkte es erst spätabends beim müde zurückschleichen, auf den letzten Metern, die nicht enden wollten....
Zur Stärkung kehrte man natürlich erst irgendwo zum Abendessen, später dann auf ein kleines Eis und am Rückweg auf ein, zwei Aperol ein...
Und dann saß man wieder da, plauderte, sah den vorbeischlendernden Menschen zu, und immer wieder ergab sich ein Gespräch mit nebensitzenden fremden Leuten einfach so, belanglos...
Spätabends fiel man dann ins Bett, TV-Programm uninteressant - nur der Form halber kurz aufgedreht...
Im Bett nur das typische italienische Bettlaken zum zudecken - eigentlich genial - wozu brauch ich hier eine "Sommersteppdecke" ? Bin ab sofort auf der Suche nach ganz normalen Leintüchern. Gibt's die überhaupt noch - oder nur mehr einheitsmäßige "Spannbettlaken"?

P.S. zu meiner Ehrenrettung: meine Strandnachbarin hat sich 7 (!) Handtaschen gekauft ! Ich: nur eine !


Dienstag, 20. September 2016

Kleine Reise nach Italien - die Ankunft

Schon länger war uns klar, dass wir unbedingt wieder ans Meer und überhaupt mal hier wieder raus müssen.
So schlapp wir auch während unserer Krankheit waren: schniefend, hustend, in Decken gewickelt lagen wir nebeneinander auf der Couch und klickten uns durch -zig Strandhotels.
Ich plädierte für Grado - er war für Lignano - wir einigten uns friedfertig auf Caorle, weil wir dort beide noch nicht waren, beziehungsweise in so früher Kindheit waren, dass wir uns beide nicht mehr daran erinnern konnten.
Bei der Hotelauswahl galten folgende Prioritäten:
Strandnähe, aber nicht direkt am Strand - nur kein Lärm !
Zentrumsnähe, aber nicht zu nahe - nur kein Lärm !
Klimaanlage und Meeresblick - auf jeden Fall !
Nach dieser einfachen Checkliste war ein geeignetes Hotel bald gefunden und ein kurzes, freundliches Telefonat später war klar: DORT fahren wir hin!
Bis zu unserer Abreise blieben noch 2 Wochen Zeit, um gesund zu werden und alles vorzubereiten.
Ich war zwar noch etwas angeschlagen, aber der Beatman war schon wieder ziemlich fit, als wir endlich Sonntag früh (8h) das vollbepackte Auto bestiegen und Richtung Italien losfuhren.
Diesmal ohne Schlagzeug, dafür mit Gitarre.
Wir fuhren mit Stanley´s Wagen : einem alten, eleganten, geräumigen Jaguar, der nur einen kleinen Fehler hat: er ist eine empfindliche Diva mit Hang zu überraschenden Funktionsstörungen.
Die erste servierte er uns gleich, als wir knapp nach Wiener Neustadt waren:
Hochgestimmt hatte der Beatman das Schiebedach geöffnet ,wir ließen uns den Fahrtwind durchs Haar wehen und sangen lauthals "Cosi piccola - e fragile" mit - bis uns allerdings die Sonne zu stark auf den Kopf brannte und wir das Schiebedach wieder schließen wollten.
Aber, erraten: es ließ sich nicht mehr schließen, so oft wir den Knopf auch drückten. Wir fuhren also auf einen Rastplatz, räumten den halben Kofferraum aus, um zum Werkzeug zu gelangen und fummelten ergebnislos eine Weile an dem widerstrebenden Teil herum, riefen dann beim ÖAMTC an, der gelbe Engel parkte sich kaum fünf Minuten später (!) neben uns ein und half uns mit einer Kurbel aus. Er kurbelte, wir ruckelten - und das Schiebedach ließ sich schieben und - schließen !
Erleichtert, aber deutlich gedämpfter setzten wir unsere Reise fort.
Ehrenhalber muß aber eingeräumt werden, dass uns der Wagen bis auf kleinere Mätzchen des Automatikgetriebes keine weiteren  Störungen mehr bot.
Gut, dass die Klimaanlage nicht funktionierte, war uns ja schon vorher bewußt und dass es ab mittags in Italien bei Sonnenschein ziemlich warm wird, war zu erwarten.
Dennoch fühlte ich mich, als ich nachmittags um 4h aus dem brütend heißen Auto plumpste und ins Hotel kroch, wie eine zu lange gekochte Nudel....
Endlich angekommen folgten wir unserer gewohnten Hotelzimmer-Bezugsroutine: ICH breche erstmal auf dem Hotelbett zusammen und bin nach einer Stunde mit Ausräumen, Frischmachen und Heimischfühlen beschäftigt.
ER hüpft flott unter die Dusche, zerrt frische Klamotten aus dem noch halbgeschlossenen Koffer, zieht sich um, erkundet das Hotel und die nähere Umgebung, geht eventuell schwimmen, auf einen Kaffee und einkaufen. (Es gibt immer irgendwas!)
Nach ein, bis zwei Stunden treffen wir wieder zusammen - und jeder hat sich auf seine Weise erholt.
So auch diesmal:
Hocherfreut kam er mit neu erworbener Luftmatratze zurück und berichtete vom freundlichen Geplauder mit Hoteldirektor, Concierge, Strandmeister und Verkäufern.
Freundliche, höfliche, nette Menschen machen aus dem Beatman ein strahlendes, fröhliches, übermütiges Kind - hach, Italien!
Und so zogen wir los und stürzten uns, noch ein bißchen blass, in das typische italienische Badeorte-Abendgewimmel. Überwältigt blieben wir bei fast jedem Geschäft hängen, ließen uns von vielen Verkäufern ihre Schätze zeigen und merkten erst, dass wir wohl stundenlang unterwegs gewesen waren, als wir endlich in einer Pizzeria stöhnend auf die Stühle sanken.
Die hauchdünne, knusprige, duftende Pizza stand nach höchstens zehn Minuten vor uns und wir nickten uns mit vollem Mund höchst zufrieden zu und waren uns einig: Wir habens gut getroffen!