Dienstag, 14. April 2020

Leben in Zeiten von Corona 4

Die einen haben sich gerade daran gewöhnt, nur mehr zu Hause zu sein, allein, mit dem Partner, oder auch noch den eigenen Kindern oder Geschwistern und finden Geschmack daran.
Sie stehen später auf (die Daten der Wasserwerke bestätigen das), sie kochen und essen mehr, sie lesen mehr, sie putzen ihre eigene Wohnung mehr. Dafür rasieren oder schminken sie sich weniger. Die optische Außenwirkung verliert etwas an Bedeutung.
Mit dem Aufsetzen einer Maske beim Einkaufen ist das Make-up darunter ja wirklich wirkungslos...
Frauen flechten sich Zöpfe aus dem langgewachsenen Haar, oder sie greifen beherzt selbst zur Schere und entdecken die Freude an der individuellen Frisur, die sonst wirklich keine andere Frau trägt.
Männer lassen sich erleichtert Bärte wachsen und kraulen sie gedankenverloren beim Zeitunglesen und stellen fest, wie sehr das die Konzentrationsfähigkeit steigert.

Die anderen aber werden von Tag zu Tag unruhiger in ihrer Isolation. Es wurde ihnen seit frühester Kindheit eingelernt, dass man immer etwas zu tun hat, dass man Leistung zu erbringen hat und dass man rostet, wenn man rastet.
Unruhig blicken sie sich zu Hause um und denken:"Man sollte doch was tun. Tu doch was. Jetzt hast Du Zeit. Was könnte man bloß tun?"
Und ihr Blick fällt auf die Zimmerpflanzen, die da auch nur rumstehen und nichts machen. Und die Bilder an der Wand, die da Jahr und Tag hängen. Und die Tapete dahinter, die da auch schon jahrelang klebt. Und dann fällt ihnen auf, dass der Lack an der Tür hier und da abblättert und die Klinke irgendwie schief hängt....
Und als am Abend via TV verkündet wird, dass ab nächstem Tag die Ausgangsbeschränkungen gelockert und verschiedene Geschäfte wieder geöffnet werden dürfen - da kommt aber Leben in die Bude!
Eine Einkaufsliste wird erstellt und gleich frühmorgens um 7h geht es los zum Baumarkt: man braucht unbedingt 3 Säcke Erde, um die Pflanzen umzutopfen, neue Bilderrahmen, ein paar Rollen Tapeten, Farblack für die Türe und Schrauben für die Klinke, und der Rest findet sich dann schon...
Beim Baumarkt angekommen stellt man fest, dass hunderte andere die gleiche Idee hatten und außerdem auch viel zu früh da sind, weil der Markt erst 40 Minuten später als sonst öffnet.
Aber jetzt hat man sich schon so darauf gefreut, endlich wieder etwas tun zu können, da kehrt man jetzt auch nicht einfach wieder um!
Man stellt sich geduldig in die Schlange, man hätte sonst diesen Vormittag eh sonst nichts zu tun, und wartet halt, bis die 70 Leute vor einem und man selbst eintreten darf in den Tempel der Wünsche und man sich endlich, endlich wieder Arbeit heimschleppen darf!

Und so merkwürdig das auch ist, irgendwie ist es auch schön. Es ist schön zu sehen, dass der Mensch ohne Arbeit nicht glücklich ist. Der Mensch arbeitet gern. Das tut er schon als Kind.
Und das ist der Beweis dafür, dass auch bei einem BGE (bedingungslosen Grundeinkommen) die Menschen nicht faul daheim herumsitzen würden, sondern sich mit Lust und Freude und je nach Begabung, Arbeit suchen und finden würden!

Sie müssten es nicht unbedingt alle am gleichen Tag zur gleichen Uhrzeit tun - aber das ist schon wieder eine andere Geschichte...

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