Freitag, 3. April 2020

Leben in Zeiten von Corona 2

Wenn der Trubel plötzlich vorbei ist und man auf einmal mehr mit sich selbst und den eigenen Gedanken beschäftigt ist, ist das ja einigen so sehr unangenehm, dass sie sich verzweifelt Ideen und Anregungen von außen, vom Internet oder aus Zeitschriften erwarten, was sie denn jetzt allein mit sich selber oder der eigenen Familie anstellen können.
Man weiß es nicht mehr selbst, was man tun könnte und kommt auf die abstrusesten Ideen, wie man in Facebook, Twitter und Instagram sehen kann. Teilweise sehr witzig, weil übertrieben, aber teilweise auch traurig oder zumindest merkwürdig...
Ich gebe schon zu, auch ich hab manchmal ein Gefühl der Antriebslosigkeit und der Sinnlosigkeit....aber langweilig, langweilig war mir echt noch nie.
Ich hab eher das Gefühl: Du solltest doch was machen, mach was, Du kannst doch nicht nur so nutzlos herumsitzen..
So als ob ich mir selbst nicht erlauben könnte, einmal im Leben wirklich NICHTS zu tun zu haben, nichts tun zu MÜSSEN.
Zu tun gibt es natürlich immer was. Wenn man etwas tun will, dann findet man was.
Man kann seine Kleidung durchsehen, ausmisten, abgerissene Knöpfe annähen, die Wintergarderobe auf Sommergarderobe umräumen (vorher werden wirs nicht brauchen), das Gleiche mit den Schuhen, die kann man dabei auch gleich putzen. Man kann sein Auto mal innen gründlich putzen, aussaugen und alle Scheiben blitzeblank reiben. Man kann seine Küchengewürze nach Haltbarkeitsdatum durchsehen und erfahrungsgemäß die Hälfte erschüttert in den Müll schmeissen (hab ich wirklich seit 2016 keinen Kümmel mehr verwendet?). Man kann seine Bücher durchsehen, abstauben (das nächste erschütternde Aha-Erlebnis) und 4,5 Stöße aussortieren und für eine spätere Spendenabgabe bei der Caritas vorbereiten. Die restlichen Bücher nach dem Alphabet oder der Farbe oder der Größe nach sortieren.
Ich will Euch nicht länger damit langweilen, aber Ihr seht schon: man könnte eine Menge tun.
Man MUSS es aber auch nicht.
Man darf sich auch mal einen Tag freigeben. Ganz selbstständig und frei.
Oder sich mit Lust eine dieser oder anderer Tätigkeiten aussuchen. Nur eine.
Diese dann mit Lust und Freude ausführen. Wie ein Spiel.
Letztendlich haben wir auch als Kinder ähnliche Spiele mit Ernsthaftigkeit gespielt, könnt Ihr Euch erinnern? Sand in das Küberl, festklopfen, dann umdrehen und langsam den Kübel abziehen, den Turm eine Minute lang zufrieden anschauen und dann mit der Schaufel wieder flachklopfen...
Und wenn wir dann mit dieser einen, freiwillig ausgesuchten Tätigkeit fertig sind, dürfen wir mit uns zufrieden sein und einmal nichts tun. Nichts tun. Und die Freiheit spüren. Ein paar Momente.

In einigen Wochen oder längstens ein paar Monaten werden wir wieder mitten im Trubel sein, im Dauerlauf hin und hergehetzt werden, werden dicht gedrängt in der U-Bahn stehen oder mit dem Auto im stinkenden Stau.
Und dann, in manchen Momenten werden wir uns erinnern:
an diese Zeit, in der alles so ruhig und still war, dass wir plötzlich wieder Vogelgezwitscher und Bienensummen gehört haben und wir werden uns erinnern an die Zeit, in der wir frei unsere Beschäftigung über Tage hinweg gewählt haben und an die Momente, in denen wir einfach nichts getan haben. Einfach nichts. Nur uns selbst gespürt.

2 Kommentare:

  1. ich tu nur noch was mich freut, diese freiheit nehm ich mir. und was einfach sein muss.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das find ich gut. So mach ich`s auch, und habe ein Gefühl der Freiheit dabei.

      Löschen