Donnerstag, 25. Juni 2015

Lokalg´schichten, Männerg´schichten...

In meinem privaten Umfeld habe ich es ja nur mit netten, lieben, wohlerzogenen, höflichen und korrekten Männern zu tun - denn mit den anderen gebe ich mich schon lange nicht mehr ab.
Warum auch?
Im Job kann man es sich aber meistens nicht aussuchen und auch in meiner beruflichen Vergangenheit gab´s da schon die eine oder andere unerfreuliche Begebenheit mit männlichen Vorgesetzten oder auch Kollegen, der ich mehr oder weniger hilflos ausgesetzt war.
Das lag aber auch an meinem jugendlichen Alter und wurde sozusagen "über die Jahre" besser.

Im Bereich der Musik findet nicht alles in noblen Konzertsälen, sondern auch in weniger noblen Discos, Gaststätten und Bars statt.
Und dementsprechend ist das Publikum.
Besonders zu späterer Stunde.

Oft stehe ich nicht selbst auf der Bühne, sondern habe mich um Künstler oder Geräte zu kümmern und bin einfach im Publikum und warte auf das Ende, um beim Abbau und Heimtransport zu helfen.
Gerne sehe ich mir dabei natürlich auch das gebotene Programm an.
Vor einiger Zeit traf ich bei einem Konzert ( junges talentiertes Singer/Songwriter Mädchen) zufällig eine bekannte Dame, hoch in den Siebzigern und sehr kultiviert und lustig.
Sie saß bei einem jungen Pärchen am Tisch und ich setzte mich dazu und unterhielt mich mit ihr.
Das junge Pärchen hatte anscheinend einige Beziehungsfragen zu klären - worum es dabei aber ging, könnte ich nicht sagen, weil ich einerseits dem Gesang lauschte und mich andererseits mit meiner Bekannten unterhielt.
Dennoch bemerkte ich, dass der Mann auf die Frau einredete und die Frau abwechselnd weinte und lachte...und sie sich ab und zu an den Händen hielten und sich hingerissen minutenlang in die Augen blickten - und dann wieder fröhlich bei den Songs mitsangen...
Nach der Pause ging eine Schachtel von Tisch zu Tisch, in der Spenden für die Musik gesammelt wurden.
Als die Schachtel an unseren Tisch kam, kramten meine Freundin und ich etwas Geld aus der Tasche und warfen es in die Schachtel.
Das Pärchen tat unbeteiligt, aber ich schob ihnen trotzdem auffordernd die Schachtel zu : "Möchtet Ihr auch vielleicht....?"
Jetzt ist es ja so, dass ich durchaus damit Erfahrung habe, dass jemand für ein "Hutkonzert" am liebsten nichts zahlen möchte, aber dann soll er wenigstens den Mut haben, zu sagen "Nein, ich gebe nichts". Ich kann damit leben.
Dieser junge Mann jedoch rastete ob meiner Aufdringlichkeit völlig aus und schrie mich und meine ältere Bekannte an : " Ihr seid´s ja wohl die größten Arschlöcher, die ich je gesehen habe !!"
Ich war völlig verdattert und erschrocken, die alte Dame neben mir fiel fast vom Stuhl - fasste sich aber schnell und fragte: "Verzeihung, ich verstehe nicht. Was haben wir denn getan?"
"Ach so!!" schrie er, " dann war das wohl ein Mißverständnis, was ?? Jaja ! Ist schon gut!"
Und wutenbrannt warf er alle Münzen, die er in seiner Hose fand, in die Schachtel.
Wir waren fassungslos und ich werde nie die kugelrunden, aufgerissenen Augen der alten Dame vergessen....bis heute wissen wir nicht, wodurch wir den jungen Mann so verärgert haben, dass er uns so wüst beschimpfte...

Der Abend war zwar fortgeschritten aber noch nicht zu Ende - wir hörten weiter der Musikdarbietung zu, als sich plötzlich ein etwas dicklicher Mann, so zwischen fünfzig und sechzig, der bis dahin mit Freunden an der Bar gestanden war, ohne zu fragen zu uns setzte.
Und zwar genau VOR uns, mit dem Rücken zur Bühne - und mit uns ein Schwätzchen beginnen wollte....
Er war wohl der Meinung, die Musik da vorne interessierte uns nicht die Bohne - wir warteten vielmehr auf seine geistreichen Wortspenden.
Als wir ihm versicherten, dass dem nicht so wäre und wir gut den Abend ohne ihn bis jetzt und auch weiterhin zu erleben gedächten, war er nicht einen Augenblick verunsichert, sondern nuschelte nörgelig:
" Warum schaust´n so streng? Wenns´d lochst, bist bestimmt vü hübscher!"
Ich bedankte mich für den hilfreichen Tip, der mir so noch nie zu Ohren gekommen war :/ und empfahl ihm, seinen urguten Schmäh doch nicht an uns zu verschwenden, sondern sich wieder zu seinen Kumpels an der Bar zu begeben, die ihn bestimmt mehr zu würdigen wussten als wir.
Daraufhin stierte er mich eine Weile an und meinte dann:
"Geh ! Loch a mol !"


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