Sonntag, 2. November 2014

Gesangsworkshop

Durch eine Bandkollegin, die ich wegen ihrer tollen Stimme immer sehr bewunderte, hörte ich zum ersten Mal von der Vokalsommerakademie in Eisenstadt. Wir waren beide berufstätig und immer unter Zeitdruck, aber eine Woche in Eisenstadt - das klang wie: Urlaub mit Spaß und Gesang!
So war es dann auch, - aber viel, viel anstrengender !!
Gewohnt haben wir in einem Studentenwohnheim des WIFI (günstig, aber einfach!), das doch ziemlich entfernt vom Unterrichtsgebäude, dem Haydnkonservatorium,lag.
Der Tag begann nach dem Frühstück um 9h im Konservatorium mit Aufwach- und Stimmaufwärmübungen in einem sonnigen Innenhof und wurde jeden Tag von einem anderen Coach der verschiedenen Classes geleitet. Immer sehr interessant und lustig!
Ab 9.30 oder 10h gab es dann Unterricht bis 13h, eine Mittagspause, und nachmittags wieder Unterricht bis 16h oder 17h.
Abends gab es noch 1-2 Vorträge oder Gemeinschaftsübungen im großen Saal, von den verschiedenen Coaches.
Ich besuchte eine Soloclass, die sich mit Jazz, Pop und Chanson befasste (Anne Marie Höller) - konnte mir aber durch die Vorträge und verschiedenen Angebote auch sehr Interessantes über Gospels, Musicals, Songwriting und Studiotechnik anhören.
Ich hörte dem warmherzigen, großartigen James Moore zu, wie er lehrte, die Stimme über viele Meter weit spannen zu können (Gospelchor) und ich erlebte hautnah, wie Monika Ballwein (Dancing Stars Band) mit ihrer Stimme so ziemlich ALLES machen kann und ließ mich von Winnie Brückner von ihren Loop-sampling-Performances verblüffen.
Außerdem durfte ich einen der besten Pianisten und Keyboarder in Österreich kennenlernen und mit ihm arbeiten: Martin Wöss.
Während unserer Stunden in der Klasse trug jeder der Teilnehmer 2 Songs vor, an denen er dann mit dem Coach arbeitete und für die konzertante Aufführung am Ende der Woche im Schloß Esterhazy vorbereitete.
Ihr seht selbst: mit Urlaub hatte das Ganze nichts zu tun!
Ich wäre am liebsten jeden Tag um 21h mit schwirrendem Kopf ins Bett gefallen - wenn mich meine blutjungen, enervierend kraftstrotzenden KollegInnen nicht jeden Abend zu einem "letzten, klitzekleinen Tagesabschlussdrink" mitgeschleift hätten....
Und die Gleichaltrigeren, die es hätten besser wissen müssen, haben auch jeden Abend Munterkeit geheuchelt - aber ich weiß, wie sie dann am Morgen beim Frühstück aussahen, wenn sie genau so wie ich, trüben Blickes in ihrer Kaffeetasse rührten.....
Also: es war wirklich kein Ponyhof !
Natürlich sind unter den Teilnehmern alle Altersstufen vertreten, aber der überwiegende Teil war zwischen 17 und 30 Jahre alt - und obwohl ich die meiste Zeit wahnsinnig müde war, habe ich mich doch die ganze Woche wie eine junge Musikstudentin gefühlt !
Es war sehr interessant, jeder einzelnen Sängerin zuzuhören und von den Korrekturen und hilfreichen Tips gleich durchs Zusehen mitzulernen.
Es war spannend und aufregend, selbst vor der Klasse zu stehen und den mitgebrachten Song vorzusingen und gemeinsam mit der Klasse zu erleben, wie sich der Vortrag durch das Erlernte veränderte und verbesserte.
Es war erstaunlich zu sehen, wie manche starr an ihrer eigenen Vorstellung klebten und nicht sahen, wo ihre wirklichen stimmlichen Stärken lagen und schmerzhaft, sich auch selbst in dieser starren Vorstellung zu erkennen.
In einer Woche kann man keine Welten bewegen und auch keine Stimme bilden - aber man kann einen Stein zum rollen bringen und für einiges die Augen und die Ohren öffnen.
DAS ist bei mir passiert - ich habe damals erkannt, dass meine Stimme anders ist als die, die ich daraus machen möchte.
Mir ist nicht alles, was mir damals vorgeschlagen wurde, gleich so gelungen - aber ich habe gespürt und gehört, dass das besser und stimmiger für mich ist. Obwohl ich noch oft in mein altes Muster gefallen bin, habe ich daran gearbeitet, bin noch ein zweites Jahr nach Eisenstadt gefahren - und habe dann - aus der Erkenntnis der wirklichen Verbesserung auch wirklich an das kleine Geheimnis geglaubt, das uns damals von der sanften, lieben, warmherzigen und strahlenden Anne Marie verraten wurde.
Aber DAS ist eine andere Geschichte!



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